Bewusste junge Menschen stehen ein für ein Europa der Vielfalt

Autor: Johann Fischer

Erasmus+ -Projekt „The Courage to stand up for diversity in Europe – then and now“ an der BBS 1 Technik Kaiserslautern erfolgreich gemeistert!

20 junge Menschen aus Griechenland, der Tschechischen Republik und Rheinland-Pfalz halten stolz und glücklich ihre Teilnahmezertifikate in den Händen, die ihnen OStD Frank Simbgen, Schulleiter der BBS 1 Technik Kaiserslautern, gerade überreicht hat. Immer wieder wird Dr. Doris Lax umarmt und gedrückt. Sie ist Hauptkoordinatorin und ‚Mutter‘ des von der Europäi­schen Kommission finanzierten Erasmus+ Projekts ‚The Courage to stand up for diversity in Europe – then and now‘. Ihrer Tatkraft ist es zu verdanken, dass nach zwei Jahren das Projekt in der letztmöglichen Woche – wohlgemerkt in den Sommerferien – mit einer gemeinsamen Projekt­woche in der Jugendherberge in Homburg/Saar und an der BBS 1 Technik Kaiserslautern abgeschlossen werden konnte mit der Präsentation der Projektergebnisse im Foyer der BBS 1 Technik.

Verheißungsvoll und mit großen Erwartungen hatte das Projekt mit der ersten Projektwoche im Februar 2020 in Griechenland am Beruflichen Lyzeum in Lechena begonnen. Junge Menschen aus Griechenland, Frankreich, der Tschechischen Republik und Deutschland trafen sich, um sich mit dem Widerstand gegen die Naziherrschaft und mit den Schicksalen von mutigen Menschen zu befassen.

Die Beschäftigung mit der Geschichte und der Brüc­ken­schlag in das moderne Europa mit seiner „Einheit in Viel­falt“ bildeten den in­haltlichen Kern des Pro­jekts. Doch genauso bedeut­sam war die per­sön­liche Begeg­nung junger Men­schen aus anfangs vier Nationen mit ihren unter­schied­li­chen kul­tu­rel­len Hin­ter­gründen. Nach ei­nem gemein­samen Tag in Athen und sechs Projekttagen in Lechena hatte man sich angefreundet und freute sich auf die nächste Projektwoche.

Die Pandemie aber warf alles durcheinander und stellte sogar das ganze Projekt infrage. Der Aufenthalt im französischen Bressuire musste abgesagt werden. Die französische Schule verließ das Projekt. Trotzdem arbeiteten die verbliebenen drei Ländergruppen gemeinsam während einer verkürzten Online-Projektwoche über die französische Resistance. Während einer zweiten Projektwoche, gestaltet vom Gymnasium in der westböhmischen Stadt Stribro, beschäftigte man sich im virtuellen Austausch mit dem Widerstand im damaligen Reichspro­tektorat Böhmen und Mähren.

Auch in den Online-Wochen wurde – wenn auch eingeschränkt – das Konzept des gesamten Projektes eingehalten: Die Schüler arbeiteten mit ausgewählter Sachinformation speziell in Form historischer Überblicke und Biografien, die dem Geschehen menschliche Gesichter verliehen. Dazu gab es online Quiz- und Puzzle-Formate, mit denen die internationalen Teams besonders das Partnerland Tschechische Repub­lik wenigstens virtuell etwas kennenlernen konnten.

Bei den beiden Präsenzwochen in Griechenland und Deutschland gab kein großes touristisches Programm, sondern ‚city races‘ und selbststän­dige Erkundungen in den Aufenthaltsstädten so­wie Exkursionen zu einzelnen markanten Orten und Gedenkstätten. Auch wenn die jungen Euro­päerinnen und Europäer im Gebrauch der Brü­ckensprache Englisch nicht unbedingt perfekt waren, verlief die Verständigung problemlos. Dazu trugen auch die sog. ‚challenges‘ im Ar­beitsprogramm bei, die spielerisch verschiedenste Aspekte des interkulturellen Miteinanders einüb­ten und, unterstützt durch viel Lachen und Spaß, das Gegengewicht zum ernsten Gesamtthema ‚Widerstand gegen die Naziherrschaft‘ bildeten. Besonders die interkulturellen Aktivitäten förderten die freundschaftliche Begegnung mit den Projektpartnern in den gemischt-nationalen Gruppen im Arbeitsraum sowie bei den Freizeitaktivitäten und Exkursio­nen.

Die jungen Menschen haben fast zwei Jahre durchgehalten, sich in historisches Material eingearbeitet und es in unterschiedlichster Form verarbeitet, Produkte entwickelt, wie etwa eine große Zeitleiste mit allen relevanten Daten zu den Geschehnissen in den vier Ländern, anhand derer die ungeheure Schnelligkeit sichtbar wird, mit der Hitler und seine Schergen Europa mit Terror, Verderben und Krieg überzogen.

Die Jugendlichen machten aber auch die positive Erfahrung, wie wichtig es ist, Vorbehalte zu überwinden, die eigene Komfortzone zu verlassen und auf andere Menschen in Europa zuzugehen, wie schön und bereichernd es ist, Zeit miteinander zu verbringen und Freundschaften zu schließen – dankbar, dass dies alles dank Impfschutz und regelmäßiger Tests schließlich doch noch möglich war.

Die Projektwoche in der Jugendherberge Homburg zeigte: Europäische Projekte ermöglichen länder­übergreifende Freundschaften und bieten mehr als schulisches Lernen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wurden verknüpft, z.B. im Hambacher Schloss, dem Geburtsort der Demokratie und Viel­falt, und nur wenig entfernt in der Gedenkstätte ‚Le Quartier Hornbach‘ Neustadt, wo sie einst so schnell zerschlagen wurden. Bei ihren Aufenthalten in Kaiserslautern erkundeten sie eine moderne eu­ropäische Stadt, entdeckten ‚Europe now‘, in dem die Vergangenheit nicht ausklammert, sondern erinnert wird, wie man anhand der vielen Stolpersteine erkennt.

Europa hat das Projekt durch das Programm Erasmus+ finanziert. Eine wahrhaft gute Geldanlage. Denn junge Menschen aus drei Ländern haben einen Blick und Verständnis gewonnen für einen Teil der europä­ischen Geschichte und füreinander.

Europa ist nicht abstrakt. Europa ist z.B. Kalavaryta, Lidice, Neustadt/Weinstraße. Europa ist Lechena, Stribro, Kaiserslautern. Europa hat Namen: Zuzana, Marie, Celine, Spyros, Qemal, Lars, Martin, Ruwen, Philip, Eric, Hana, Jozef, Jan, Theo, Alexanter, Ella, Zaneta, Katerina, Vit, Marinella. Europa ist Zusam­mengehörigkeit. ‚Europe now‘ ist nötig, damit sich die Schrecken der Vergangenheit nicht wiederholen, damit die Zukunft gut wird. Die Zukunft eines in Vielfalt geeinten Europas liegt bei den Jugendlichen, die miteinander gelebt, gearbeitet und gelacht haben, in guten Händen.

Nach Schlussreflexionen der Jugendlichen und der Eröffnung der Plakatausstellung mit acht Tafeln im Foyer der BBS 1 geht es vor die Schule zum Schlussfoto. Die Stimmung ist fröhlich, gelöst. Plötzlich ertönen aus dem iPhone griechische Klänge. Spontan beendet ein gemeinsamer Sirtaki auf dem Rasen vor der Schule das Projekt. Stand up and dance – Europe!

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